Wenn Ihre Embryos eingefroren werden, würden Sie bestimmt gerne durch ein Fenster schauen können, wie sie behandelt werden, wo sie aufbewahrt und gehandhabt werden, welche Identifizierungsmethoden es gibt, oder wie sie für den Transfer in die Gebärmutter vorbereitet werden. Das ist normal. Die Embryos sind das Ergebnis harter Arbeit und Mühe, und wir legen viel Hoffnung und Erwartung darauf.

Es handelt sich um sehr empfindliches biologisches Material, deshalb ist es eine große Verantwortung, sich um etwas so Wertvolles zu kümmern. Die Embryologen wissen das, und deswegen haben Kryokonservierungslabore ein Schichtsystem, wie bei den Ärzten in den Krankenhäusern, damit auch in den Ferien und Feiertagen jemand da ist, der auf sie aufpasst.

In unserem Zentrum gibt es außerdem ein automatisiertes Verwaltungssystem, das ständig —24 Stunden, 365 Tage— den Zustand des Tanks und des Raums überwacht, wo sich die Embryos befinden. Sie sind so gut bewacht wie die wertvollsten Gemälde im Louvre, kein Witz.  Sie können also beruhigt sein!

Wenn Sie mehr Informationen haben möchten, Miquel Solé, Leiter des Kryokonservierungslabors in Dexeus Mujer, erzählt einige Kuriositäten.

Wie groß ist ein Embryo, und wie viel Platz braucht er? 

Ein Embryo benötigt sehr, sehr wenig Platz. Er hat einen Durchmesser von weniger als 1 mm. In der Kultur kann er nicht länger als 7 Tage überleben, daher ist eine Kryokonservierung notwendig, um sie aufzubewahren. Die Kryokonservierung bezeichnet ein Verfahren, bei dem man Zellen, Gewebe und Organe bei sehr niedrigen Temperaturen eingefroren und gelagert werden.

Wie werden sie behandelt? 

Nach der Kryokonservierung werden die Embryos nicht berührt, und bleiben in Kryotanks, bis sie verwendet werden können.

Ist es gefährlich, die Embryos einzufrieren? 

Nein. Auch wenn es sehr kompliziert erscheint, mit den heute verfügbaren Techniken überleben die meisten Embryonen. Sie bleiben lebensfähig, als wäre nichts passiert.

Wie werden sie eingefroren? 

Sie werden mit einer ultraschnellen Technik, der sogenannte Vitrifikation, eingefroren. Es wird ein Schutzmittel verwendet, die sie vor dem schnellen Temperaturabfall schützt und die Eisbildung verhindert. Danach werden sie direkt in flüssigen Stickstoff getaucht.

Wo werden sie gelagert? 

Nach dem Eintauchen in flüssigen Stickstoff werden die Träger mit den kryokonservierten Embryonen in ein zylindrisches Röhrchen gelegt. Da werden die Embryos „wohnen“, solange sie gefroren bleiben. Diese Röhrchen befinden sich in runden Stahlbehältern, die in flüssigen Stickstoff getaucht werden, um die Embryonen bei Temperaturen unter -180 °C zu halten. Jeder dieser Behälter kann Tausende Embryonen aufnehmen— bis zu 10.000 davon!

Haben die Embryonen „ihr eigenes Zimmer“, wie im Hotel? 

Ja. Die Stickstofftanks enthalten mehrere Fächer, wo jedes Röhrchen an einem bestimmten Ort, wie ein reservierter Parkplatz, platziert wird. So ist es sehr einfach, sie zu lokalisieren. Wenn die Embryonen in den Tank platziert werden, kontrollieren zwei Biologen ihren neuen Standort.

Bleiben alle „Geschwister“-Embryonen zusammen? 

Ja, sie werden immer zusammen aufbewahrt, damit es einfacher ist, sie später zu finden.

Wie werden sie gekennzeichnet, um Verwechselungen zu vermeiden? 

Die Röhrchen werden mit dem Namen der Patientin sowie mit einem Barcode gekennzeichnet, der die Patientin identifiziert und den entsprechenden IVF-Zyklus angibt. Außerdem werden die Stellen, wo die Embryonen aufbewahrt werden, in zwei verschiedenen digitalen Datenbanken gespeichert, um die Sicherheit zu erhöhen.

Während die Embryonen gefroren sind, kann man sagen, dass die „schlafen“? 

Bei der Vitrifikation werden sie nicht genau „schlafen“ gelegt, sondern werden sie inaktiviert. Das heißt, sie werden in einen Zustand versetzt, in dem die Entwicklung und den Verfall verhindert werden. Als ob die Zeit für sie stehen bleiben würde.

Wie lange kann man sie aufbewahren? 

Sie können viele Jahre lang konserviert werden. Eigentlich sind schon mal Embryonen verwendet worden, die über 10 Jahre Kryokonserviert wurden, und es kam zu normalen Schwangerschaften und zur Geburt völlig gesunder Babys. Bisher ist es nicht möglich, eine zeitliche Grenze für die Kryokonservierung festzulegen.

Wenn etwas nicht in Ordnung ist, wie wird es erkannt?

In unserem Zentrum verfügen wir über ein Tankmanagement- und Kontrollsystem, mit dem die Tanks automatisch befüllt werden.  Im Falle eines Fehlers oder Abweichung der Parameter —Druck- und Temperaturbedingungen— werden Alarme ausgelöst, die an die Laborleiter und die Sicherheitsabteilung der Klinik weitergeleitet werden. Diese werden ununterbrochen benachrichtigt, bis der Fehler behoben ist.

Wie wird es in solchen Fällen verfahren?

Es gibt immer ein verfügbarer Biologe, der für den Zustand des Kryoraums zuständig ist, und der im Falle von Anomalien ins Zentrum rechtzeitig kommt und sicherstellt, dass sich die Lagerungsbedingungen der Embryonen nicht verändern.

Wie werden die Embryonen für den Transfer aufgetaut?

Sie werden durch das umgekehrte Verfahren der Vitrifikation aufgetaut. Sie werden direkt in eine Lösung bei 37 °C getaucht und dann durch verschiedene Lösungen rehydriert. Nach einige Minuten in diesen Lösungen, werden die Embryonen erneut im Brutschrank kultiviert, bis sie in die Gebärmutter eingesetzt werden können.